Als bekennender „Braille Scaler“, also Freund des Maßstabs 1:72, freut es mich immer wieder wenn moderne Fahrzeuge im kleinen Maßstab auf den Markt kommen. Leistet doch Revell hier schon einiges, so ist der Markt noch lange nicht so bestellt wie ich es mir wünschen würde. Y-Modelle hat als Kleinserienhersteller ebenfalls einige aktuelle Fahrzeugmodelle der Bundeswehr in seinem Programm. Konkret bietet Y-Modelle den Eagle IV der Bundeswehr in den Varianten Führungs- und Funkfahrzeug und als Beweglicher Arzttrupp an. Die beiden schau ich mir gerne mal genauer an.
Inhaltsverzeichnis
Das Original
Der MOWAG EAGLE IV ist eine hoch geschützte Plattform für verschiedene taktische Missionen. Er basiert auf der Technologie des MOWAG DURO II Fahrwerkes mit patentiertem Wankstabilisator und einem De-Dion Achssystem. Mit seinen 184 kW (250 PS), geleistet von einem 6 Zylinder 4-Takt-Turbodiesel Motor, erreicht er trotz seines Leergewichtes von 6700 kg eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Mit seinem permanenten Allrad-Antrieb mit Automatikgetriebe ist er höchst beweglich und geländegängig.
Als Führungs- und Funkfahrzeug konzipiert bietet er Platz für bis zu 6 Personen, welche vor vielfältigen Bedrohungen wie Minen, Sprengfallen, direkter Beschuss oder ABC-Kampfmittel geschützt sind. Eine kleine Ladefläche ist ebenfalls vorhanden. Der Fahrzeugführer wird über eine elektronische und optische Anzeige mit aktuellen Fahrzeugdaten und Kamerabildern versorgt; außerdem besitzt der Wagen ein Luftregulierungssystem für die Reifen sowie eine Nebelmittelwurfanlage.
Der vollklimatisierte bewegliche Arzttrupp (BAT) wird für den Patiententransport und die notfallmedizinische Erstversorgung eingesetzt. Seine Ausstattung beinhaltet modernstes medizinisches Gerät für die Notfallversorgung. Die Besatzung besteht hier aus 3 Personen. Eine Trage im Innenraum bietet die Möglichkeit zur Versorgung eines Verwundeten.
Im Dezember 2007 wurde bekannt gegeben, dass auch die Bundeswehr den Eagle IV im Rahmen des Beschaffungsprojektes Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge (GFF), Klasse 2 in einer Stückzahl von voraussichtlich 486 Fahrzeugen einführt. Die Fertigung der Eagle IV für die Bundeswehr erfolgt nicht ausschließlich bei Mowag, sondern teilweise auch bei der in Kaiserslautern ansässigen General Dynamics European Land Systems-Germany GmbH. Der Kaiserslauterer Hersteller gehört ebenso wie Mowag zur europäischen General-Dynamics-Sparte. Die Auslieferung begann im November 2008. Mittlerweile wurden 495 Eagle IV an die Bundeswehr ausgeliefert. Zurzeit ist bereits der Nachfolger, der EAGLE V, in einer Menge von 176 Fahrzeugen in der Auslieferung.
Die Bausätze in der Übersicht
In stabilen Kartons mit einem Aufdruck der gebauten Modelle werden die beiden Bausätze geliefert.
Darin befinden sich in Druckverschlußbeuteln verpackt die Bauteile, eine Bauanleitung, die Decals sowie Klarsichtteile.
Die Bauteile beider Bausätze bestehen aus grünem sowie schwarzem Resin. Weiterhin sind Stahlachsen und Klarsichtteile für die Fenster vorhanden. Beim Bausatz für den Eagle IV BAT sind zusätzlich noch ein Anguss aus bläulichem Resin für Rundumleuchten vorhanden. Die Anzahl der Bauteile variiert. So sind es ca. 60 bei der FüPers-Variante und ca. 55 bei der BAT-Variante des Eagle IV.
Die Bauanleitungen
Beide Bausätze beinhalten eine farbige Bauanleitung. Neben der ausführlichen Beschreibung der Bauteile und den Sicherheitshinweisen beinhalten die übrigen Seiten, der insgesamt 6, die einzelnen Bauschritte in Form einer Fotodokumentation welche teilweise Hinweise in Textform beinhalten. Die Anweisungen sind klar, aber die Fotos manchmal etwas klein.
Decals
Beiden Bausätzen liegen erfreulicherweise Decals bei. Diese sind aufgrund ihrer kleinen Größe akzeptabel, zeigen aber einen gewissen Versatz. Dabei sind neben den Herstellerschriftzügen die MLC-Schilder sowie Markierungen, taktische Zeichen und Kennzeichen.
Die Bauteile
Naturbedingt sind sich die Bauteile recht ähnlich, handelt es sich doch im Prinzip um das gleiche Fahrzeug. Alle Bauteile aus Resin befinden sich auf Angüssen. Diese fallen von ihren Abmessungen schon mal recht groß aus. Dennoch sind die Anguss-Punkte recht gut gewählt und gut zu entfernen.
Der Unterboden mit Fahrwerk ist einmalig detailliert. Für ein Modell aus Resin und noch dazu im Maßstab 1:72 einfach genial! Fehler sind keine zu erkennen.
Die Inneneinrichtung ist bei beiden aus schwarzem Resin gefertigt. Auch hier zeigt sich sowohl bei der BAT-Variante als auch der FüPers-Variante eine tolle Detailtiefe. Sitze, Funkgeräte – alles unheimlich detailreich. Der Guss auch hier scharkantig und ohne erkennbare Fehler.
Die Karosserie ist mehrteilig ausgeführt. Hier sind die Bauteile für Kabine, Ladefläche bzw. Personenraum, Haube und Stoßfänger einzeln ausgeführt. Auch hier komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Ob Scheibenwischer, Seilwinde oder Schrauben – es fehlt fast nichts und der Guss ist einfach phänomenal.
Die Anbauteile zeigen sich ebenso detailliert. Ob Lenkrad, Antennenfüße, Nebelmittelwurfbecher, Spiegel, Kauschen, GPS-Antenne, Abschleppstange oder Details im Innenraum – einfach genial.
Die Räder, welche aus schwarzem Resin gefertigt sind, haben einen durchdachten Anguss. Er ist nicht auf der Lauffläche sonder schräg von hinten. Somit bleibt die Lauffläche erhalten. Befestigt werden die Räder mit den mitgelieferten Stahlachsen.
Bei der Variante FüPers gibt es noch die FLW. Auch hier super gemacht.
Der Bausatz des BAT hat noch einen zusätzlichen Anguss aus bläulich-klarem Resin, der die Rundumleuchten beinhaltet. Auch hier kein Grund zur Klage.
Bei beiden Modellen sind die Fenster aus klarem, bläulich scheinendem Kunstoff in Passform vorgeschnitten.
Alle Bauteile haben mich echt zu einem dauerhaften Staunen gebracht, sind sie doch sehr detailliert und sauber gegossen. Aufgrund der linienartigen Struktur der Bauteile bei näherer Betrachtung liegt hier die Vermutung nahe, das die Master mittels 3D-Druck gefertigt wurden.
Referenzen
Grundsätzlich bietet das Internet reichliche Auswahl an Referenzmaterial. Zusätzlich sei noch der Band 5045 aus der Serie „In Detail“ des Verlages Tankograd Publishing genannt.
Zusammenfassung
Fehlerfreier Guss, erstaunliche Details und zweckmäßige Bauteilgestaltung zeichnen beide Bausätze aus. Die Detailtiefe so mancher Bauteile versetzte mich mehrfach ins Staunen. Y-Modelle hat hier super recherchiert und qualitativ hochwertige Modelle produziert. Der recht anspruchsvolle Preis findet in der Ausführung sowie der Qualität der Bausatzes seine Rechtfertigung.
Der Aufbau der Modelle erlaubt es aus meiner Sicht auch dem Anfänger aktuelle Top- Modelle im kleinen Maßstab aus Resin zu bauen.
+ sehr hohe Gussqualität an allen Teilen
+ äußerst detailliert
+ gute Maßhaltigkeit und Passgenauigkeit
– Preis
Fazit
Dem Maßstab als auch Bundeswehrfahrzeugen sehr gewogen sowie aufgrund der erstaunlichen Detailtiefe, erhalten beide Bausätze von mir eine klare Empfehlung. Y-Modelle hat hier nach meiner Ansicht erstaunliche Arbeit geleistet. Klasse!
Modelldaten
Hersteller: Y-Modelle – http://www.y-modelle.de
Maßstab: 1:72
MOWAG EAGLE IV – FüPers
Art. Nr. : Y72-107
Preis : 34,90 EUR
MOWAG EAGLE IV – BAT
Art. Nr. : Y72-104
Preis : 34,90 EUR
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Dipl.-Ing. Michael Köditz , dem Inhaber von Y-Modelle- für die Bereitstellung der Besprechungsmuster.