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Versuchsfahrzeuge , Prototypen und Entwicklungen gab und gibt es bei der Bundeswehr zu Hauf. Als Modellbauer würde man sich das ein oder andere Fahrzeug wünschen. Der Wunsch geht nun in Erfüllung. Takom beschert uns den Versuchsträger 1-2 (VT 1-2) im Maßstab 1:35, den wir uns mal im Detail anschauen.

Das Original

In den siebziger Jahren wurde sich mit der Entwicklung der vierten Generation von Kampfpanzern beschäftigt. Hierbei wurden die Konzepte eines Turmpanzers, eines scheitellafettierten Panzers (VTS-1) und eines Kasemattpanzers in Erwägung gezogen. 1972 wurde die Entwicklung eines Experimentalfahrzeuges in zweirohriger Kasemattbauweise beschlossen. Vorteile für den Kasemattpanzer sah man in der möglichen höheren Feuerkraft (kürzere Reaktionszeiten, höhere Treffwahrscheinlichkeiten, höhere Zerstörwahrscheinlichkeiten), der höheren Beweglichkeit und schließlich einer gesteigerten Überlebensfähigkeit (Fähigkeit zur „taktischen Kampffahrt“ (Wedelkurs), Reduzierung des Kampfraumvolumens, hoher Frontalschutz). Gemeinschaftlich mit Großbritanien wurde die in Deutschland unter der Bezeichnung Kampfpanzer 3 (KPz 3) Konzeptionierungsphase abgeschlossen. Als Waffensysteme standen eine 120-mm-Glattrohrkanone, entwickelt von Rheinmetall (für KE- und MZ-Munition), Großbritannien favorisierte eine gezogene 110-mm-Kanone, die US Army hingegen hätte lieber eine 105-mm-Kanone (wie sie bereits im Leopard 1 verwendet wurde) zur Disposition.

Das BMVg bestand daher auf dem Bau von Versuchsträgern und die Durchführung von Feldversuchen. Die Kieler MaK erhielt den Auftrag zum Bau eines Versuchsträger mit 2x 105 mm PzK (VT 1-1) und eines weiteren mit 2 x 120 PzK (VT 1-2). Zur Kostensenkung „recyclte“ man dabei Fahrgestellkomponenten des KPz 70/MBT 70.

Die praktischen Versuche mit den beiden Versuchsträgern VT 1-1 und VT 1-2 zeigten, dass die Idee des Doppelrohr-Kasemattpanzers mit entsprechend hohem technischen Aufwand realisierbar sein würde, konnten aber die Vorbehalte und Bedenken der Panzertruppe letztendlich nicht ausräumen, so dass die Arbeiten am Doppelrohr-Kasematt-Konzept 1979 eingestellt wurden. Der VT1-2 kann in der Wehrtechnischen Studiensammlung in Koblenz besichtigt werden.

Der Bausatz in der Übersicht

Im fein gestalteten Stülpkarton kommt der Bausatz des VT 1-2 von Takom mit der Artikelnummer 2155 daher. Darin befinden sich 8 Spritzgussrahmen, davon 7 in hellgrau und 1 aus Klarsichtmaterial. Dazu kommen Ober- und Unterwanne, Ketten aus Vinyl, sowie ein Ätzteilbogen, Decals und die Bauanleitung.

Die Bauanleitung

Die Bauanleitung für den VT 1-2 ist im bereits bekannten Stil von Takom gehalten. Auf 16 Seiten im A4-Format wird der Modellbauer mit 16 Baustufen durch den Bau geführt. Die Baustufen sind übersichtlich und verständlich. Der Bau des hydropneumatischen Fahrwerks kann in unterschiedlichen Stellungen (Normal, Vorderhang, Hinterhang) erfolgen.

Ebenfalls in der Anleitung enthalten sind 4 Bemal- und Markierungsvorschläge mit Referenzfarben von AMMO by Mig, die durchaus hätten größer sein können.

Decals

Der Decalbogen bringt die passenden Markierungen für vier Varianten des VT 1-2 mit. Hierbei handelt es sich um 2 realistische und 2 WhatIf Varianten.
Druck und Farben der Markierungen sind gut. Enthalten sind Kennzeichen, Takt. Zeichen, Wappen und Hoheitsabzeichen.

Fotoätzteile

Der mitgelieferte Ätzteilbogen enthält Lüftungsgitter sowie Halterungen. Alle Teile zeigen eine feine Ätzung. Die Teile sind sinnvoll gewählt. Hier gibt es nichts zu beanstanden.

Die Bauteile

Kommen wir zu den Bauteilen des VT 1-2. Wie bereits erwähnt sind insgesamt 6 hellgraue Spritzlinge sowie ein Spritzling mit Klarsichtmaterial enthalten. Dabei ist der Spritzling F und G zweimal enthalten. Auf dem Spritzling H befinden sich die Klarsichtteile.

Schauen wir uns die Bauteile also mal näher an. Beginnen wir gleich mit den beiden größten enthaltenen Bauteilen – der Oberseite der Wanne und die Unterwanne des VT 1-2. Diese sind jeweils in einem Stück enthalten. An der Unterwanne sind die Aufnahmepunkte des hydraulischen Fahrwerkes angebracht. Die Rückwand fehlt. Wartungsdeckel und Öffnungen sind gut dargestellt. Insgesamt überzeugend.

Die Oberseite der Kasematte, ebenfalls ein komplettes Bauteil punktet mit seinen zahlreichen Details sowie der stimmigen Bauform des VT 1-2. Wartungsdeckel, Gitter, Verschlüsse und Verschraubungen sind sehr gut dargestellt.

Schauen wir nun mal auf die Spritzgussrahmen. Beginnen wir mit dem Spritzgussrahmen C. Warum mit C? Nun ja, Spritzgussrahmen A und B gibt es nicht. Als hier ist Platz für Spekulation.

Hier befinden sich die Bauteile für die Seiten der Kasematte sowie die Waffenaufnahmen. Die Formen sind stimmig und die Details gut gemacht.

Weiter geht es mit dem Spritzrahmen D.

Hier finden sich Rückwand der Wanne, Waffenaufnahmen sowie rückseitiges Gräting. Auch hier sind die Details gut gemacht und überzeugen. Erhebungen, Schweißstellen und Antirutschbeschichtung sind gut dargestellt.

Bauteile für die Unter- und Oberwanne als auch das Fahrwerk befinden sich auf dem Spritzgussrahmen E.

Dazu gehören beispielsweise die Kettenspanner sowie fein gemachte Lukendeckel, die geöffnet dargestellt werden können.

Auf dem Spritzling F, der zweimal vorhanden ist, sind dann weitere Bauteile für Fahrwerk und Waffenanlage zu finden.

Hier findet man die hydropneumatischen Zylinder des Fahrwerkes in guter Darstellung.

Für die Waffenanlage sind hier die Bauteile für die Rohre zu finden. Ein Rohr setzt sich aus vier Bauteilen zusammen. Rohrende – zweiteilig ausgeführt sowie Rauchabsauger und Rohr – jeweils einteilig. Rohr und Rauchabsauger sind im Slide-Mold-Verfahren hergestellt. Dennoch ist hier die Formtrennnaht klar zu erkennen, was Schleifarbeit bedeutet.

Der Spritzling G ist ebenfalls zweimal vorhanden.

Darauf enthalten sind die Schwingarme des VT 1-2.

Auch die Laufrollen sind hier zu finden. Diese sind mehrteilig ausgeführt und besitzen feine Details.

Auch die darauf befindlichen mehrteiligen Antriebsräder überzeugen.

Am Rahmen noch angebracht eine Hilfslehre zur Positionierung der hydropneumatischen Komponenten zur Darstellung der unterschiedlichen Fahrwerks-Stellungen.

H ist der Spritzling mit den Klarsichtteilen. Hier sind Winkelspiegel, Optiken und Scheinwerfer zu finden. Der Klarguss ist hier einwandfrei.

Kommen wir zu den mitgelieferten Ketten. Takom hat ja bei seinen Modellen mehrere Varianten im Angebot. Neben Einzelgliederketten und Segementketten werden auch Vinylketten genutzt. So auch hier. Die Ketten aus Vinyl zeigen gut gemachte Details der Kettenpolster sowie End und Mittenverbinder. Die Endverbinder sind filigran angegossen und zeigen so beim Verbau gerade auf dem Leit- und Antriebsrad fast korrekte Darstellung. Zusammengehalten werden die Ketten mit zwei mitgelieferten Stahlstiften. Gute Lösung, das das Kleben aus Erfahrung immer Schwierigkeiten mit sich bringt.

Referenzen

Als Referenz sei hier auf zahlreiche Quellen im Internet verwiesen. Die beste Referenz ist wohl das Original in der wehrtechnischen Studiensammlung (WTS) in Koblenz.

Zusammenfassung

Im ansprechenden Karton kommt der Bausatz des VT 1-2 im Maßstab 1:35 daher. Verteilt auf 8 Spritlinge finden sich die Bauteile, wobei Wanne und Oberteil aus einzelnen Bauteilen bestehen. Alle Bauteile zeigen wiederum sehr schöne gemachte Details und können überzeugen. Erste Passproben verliefen sehr gut. Die Kettenteile bestehen aus Vinyl und werden mit Stahlstiften verbunden. Insgesamt können hier Spritzguss und Konstruktion in Kombination mit den mitgelieferten Fotoätzeilen überzeugen.

Fazit

Mit dem VT 1-2 ist Takom wieder mal ein echt tolles und geschichtlich interessantes Modell gelungen. Details und Konstruktion überzeugen und wissen zu gefallen. Für Freunde von Bundeswehrfahrzeugen oder auch Freunde von Experimentalmodellen ist der Bausatz meine absolute Empfehlung wert. Einfach klasse!

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Produktinformation

Artikelbezeichnung : VT 1-2

Art. Nr. : 2155
Maßstab: 1:35
Bausatztyp: Kompletter Bausatz
Material: Spritzguss, Fotoätzteile
Hersteller: TAKOM – http://www.takom-world.com
Preis : ca. 47,50 EUR

Bausatzhistorie

TAKOM: VT 1-2
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