Ist der Spähpanzer Luchs als Modell von Revell im Maßstab 1:35 doch schon ein alter Bekannter, so erregte die Ankündigung eines neuen Modells des Spähpanzer Luchs A1/A2 von TAKOM aus neuen Formen und heutiger Technologie doch eine recht hohe Aufmerksamkeit bei uns Modellbauern. Sind hier alle vorherigen Fehler und Unzulänglichkeiten ausgebügelt? Wie sind die Details des Modells aus neuen Formen? Welche Qualität ist hier zu erwarten? Es gibt also genügend Gründe sich den Bausatz des Spähpanzer Luchs A1/A2 von TAKOM mal etwas näher zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
Das Original
Basierend auf dem Konzept der Panzerspähwagen der deutschen Wehrmacht wurde der Luchs als geländegängiger und schwimmfähiger 8×8 Radpanzerwagen mit vier Mann Besatzung ausgelegt. Alle vier Achsen des Allradantriebes sind lenkbar.
In der Entwicklungszeit von 1968 – 1974 wurden durch Porsche als Subunternehmer von Daimler-Benz unterschiedliche Konzepte im Bereich des Fahrwerkes verfolgt und einige Prototypen produziert. Ab 1975 erfolgte die Serienfertigung bei Thyssen-Henschel sowie im September des gleichen Jahres die Einführung in die Truppe. 408 Exemplare wurden bis 1977 an die Bundeswehr ausgeliefert.
Angetrieben wird der hochwendige und extrem leise Luchs von einem 10-Zylinder Vielstoffmotor mit einer Leistung von 286 kW bei 2500 U/min. Mit seinen 19,5t besitzt er einen Fahrbereich von ca. 800 km bei einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h an Land und ca. 10 km/h im Wasser. Die Besatzung besteht aus dem Fahrer, dem Kommandanten, dem Richtschützen und dem Rückwärtsfahrer zugleich Funker.
Als Hauptbewaffnung kommt die 20mm Bordmaschinenkanone von Rheinmetall MK 20 RH 202 mit einem Munitionsvorrat von 500 Schuss, Hartkern- bzw. Sprengbrand-Munition, zum Einsatz. Als Sekundärbewaffnung ist ein MG3 Kaliber 7,62mm vorhanden. Während die A1-Variante noch mit IR/Weißlicht-Schießscheinwerfer ausgestattet war, ist der Luchs A2 ab 1985 mit einem Wärmebildgerät ausgestattet. Diverse Nachrüstungen führten letztendlich zum Entzug der Schwimmfreigabe.
Haupteinsatzzweck des Spähpanzer Luchs war die Spähaufklärung von feindlichen Stellungen und Bewegungen. Darüber hinaus wurde er im Rahmen der EUFOR (ehemals IFOR danach SFOR) in Kroatien und Bosnien und der KFOR im Kosovo als Konvoibegleitschutz eingesetzt und dabei nochmals mit einer GPS-Navigationsanlage, einem Kreiselkompass und einer zusätzlichen Datenfunkantenne kampfwertgesteigert.
Zuletzt bei den Brigaden der Stabilisierungskräfte des Heeres eingesetzt wurden die verbleibenden 68 Stück im Jahre 2009 außer Dienst gestellt und nun vom Panzerspähwagen Fennek ersetzt.
Der Bausatz in der Übersicht
In einem Stülpkarton kommen die ca. 400 Bauteile separat in Plastikfolie verpackt daher. 6 aus beigem Plastik bestehende Spritzlinge, ein Spritzling mit Klarteilen, die Unter- und Oberwanne sowie das Turmoberteil sind vorhanden. Weiterhin legt Takom hier 16 Gummi-Reifen, eine PE-Platine, eine Vinylabdeckung, Polycaps, Metallfedern und schließlich einen Decalbogen dazu. Somit ist wohl für reichlich Bauspass beim Bau des Luchses gesorgt.
Die Bauanleitung
Die mitgelieferte Bauanleitung ist eine stattliche Broschüre im Format DIN A4. Die 27 übersichtlichen Bauschritte bestehen aus schwarz-weißen 3D-Explosions-Zeichnungen. Überwiegend deutlich gehalten, wirken aber die Bauschritte des Fahrwerkes etwas unübersichtlich, da die Bauteile sowie dessen Position nur schwer auszumachen sind. Im Weiteren ergänzen vollflächige Darstellungen die Bauschritte und erleichtern so die Lesbarkeit des Bauplanes. Aufgrund der möglichen Bauvarianten A1 und A2 sind ab Bauschritt 13 die Darstellungen zweigeteilt und damit übersichtlich und eindeutig.
Markierungen und Bemalung sind den zwei beiliegenden doppelseitigen im DIN A5 Format vorliegenden in Farbe bedruckten Bogen zu entnehmen. Die Farbhinweise beziehen sich für die unterschiedlichen Varianten ausschließlich auf MIG AMMO – Farben.
Decals
Der beiliegende, sauber gedruckte Decalbogen erlaubt die Darstellung von 2 Versionen. Einmal die eines Luchs A1 in Nato-Oliv sowie der Variante A2 in Flecktarn und KFOR-Einsatz. Als Decal sind die Turmnummern, Taktische Zeichen, Kennzeichen, Warnschilder, Markierungen und KFOR-Markierungen enthalten. Eine etwas breitere Auswahl an takt. Zeichen oder auch Bataillons-Wappen wäre wünschenswert gewesen und hätte dem Modell sicherlich gut gestanden.
Die Bauteile im Detail
Alle Teile machen einen guten Eindruck. Wenn auch hier und da etwas Grad an den Bauteilen zu sehen ist, so tut dies der Qualität der Teile keinen Abbruch. Der Bausatz beinhaltet die notwendigen Bauteile um einen Luchs in der Variante A1 oder A2 zu bauen und da schaue ich mal genauer hin.
Beginnen wir mal mit den Reifen: TAKOM legt hier 16 aus Vinyl bestehende Reifen in die Packung. Da fragt man sich doch zuerst: Warum 16? Bei den 16 Reifen handelt es sich um zwei verschiedene Typen a 8 Reifen. Hier wird die Möglichkeit geboten den Luchs mit den Pirelli PS22 PISTA-Reifen oder den Dunlop COMBAT-Reifen zu bauen. Beide Typen sind vom Profil gut gemacht und tragen schöne und filigrane Aufschriften auf den Flanken. Die Dimensionen sind nach meinem Kenntnisstand stimmig. Wer nun wissen möchte, warum es unterschiedliche Reifentypen gibt, der sei auf die u.a. Referenz zum Luchs verwiesen. Und wer nun unbedingt die noch möglichen Reifen von Michelin oder Continental verbauen möchte sei auf den Zubehörhandel verwiesen.
Ober-, Unterwanne und Turm sind die größten Bauteile. Die Wannenteile sind als Schalen ausgebildet und der Turm ist an einem Stück.
Schauen wir uns mal die Unterwanne an: Neben dem Deckel im Bug sind nun auch die abgeschrägten Flanken korrekt wiedergegeben. Mit den Bauteilen des Spritzlings B, wie z.B. dem zentralen Antriebsverteiler, dem zughörigen Schutz sowie Scheinwerfer, Bügel, Schmutzlappen und Antriebsschrauben wird diese teilweise vervollständig. Die Anlenkpunkte der Lenkung und der Achsen sind detailliert am Unterboden dargestellt.
Die Bauteile für das nicht gerade unkomplexe Fahrwerk des Luches befinden sich auf den beiden beiliegenden Spritzlingen A und werden ebenfalls an der Unterwanne verbaut.
Achsen, Umlenkhebel, Selentlager, Kardanwellen und Lenkstangen sind sehr gut wiedergegeben. Die Teile sind extrem filigran und detailreich. Hier wurde sehr gut recherchiert und TAKOM hat eine klasse Arbeit geleistet. Die Teile erlauben es das Fahrwerk ausgelenkt darzustellen, und das will bei dieser Bauart schon etwas heißen.
Auch die mitgelieferten Federn und Ätzteile als Distanzringe finden hier ihren Platz.
Das Bauteil der Oberwanne ist ebenfalls in einem Stück produziert und meiner Meinung nach super detailliert. Die Antirutschflächen als auch die Wartungsdeckel oder auch die Motorraumluke sind einwandfrei wiedergegeben. Fahrer als auch Rückwärtsfahrer-Luke sind offen darstellbar.
Neben den Bauteilen der Spritzlinge A und B wird diese mit Bauteilen der Spritzlinge C, E und F komplettiert.
Der Detailreichtum ist einfach klasse. Selbst an die unterschiedlichen Varianten zur Befestigung des Abschleppseiles wurde gedacht. Und in der Seitentür findet sich z.B. die Kurbel für das Hochholen der Munition. Auspuffanlage und auch der Kasten der ABC-Schutzanlage sind richtig dimensioniert.
Der Turm, ebenfalls an einem Stück bekommt seine Waffenanlage vom Spritzling B. Auch hier ist die Kommandanten- und Richtschützen-Luke offen darstellbar. Das 20mm RH202-Rohr ist gut gelungen und die Mündungsbremse bereits aufgebohrt. Ein Ersatz aus dem Aftermarket ist meiner Ansicht nach nicht notwendig. MG und Lafettenring sind ebenfalls bestens detailliert.
Für die Blendenabdeckung kommt ein mitgeliefertes Stück Vinyl zum Einsatz.
Dieses erlaubt die Veränderung der Rohrerhöhung im verbauten Zustand. Die Beweglichkeit des Rohres wird mittels der mitgelieferten Polycabs erreicht, welche zwischen Blende und Turm verbaut werden.
Die Klarsichteile des Spritzlings D sind hauptsächlich Winkelspiegel, Scheinwerfer und Optiken. Sie sind schlierenfrei, klar und gut gegossen. Es ist für uns Modellbauer schön, das TAKOM hier auf Klarsichtteile gesetzt hat.
Die mitgelieferten Fotoätzteile fallen einem direkt ins Auge, sind sie doch entgegen sonstigem Erscheinungsbild grünlich überzogen.
Bei den Fotoätzteilen finden sich wie bereits erwähnt die Distanzringe für das Fahrwerk sowie Winkelspiegelabdeckungen, filigrane Gitter z.B. für das WBG und Wartungsdeckel. Alle Teile sind detailliert dargestellt. Nur eins vermisse ich hier: die Kettchen für die T-Zughaken oder auch für die Nebelmittelwurfbecher. Die hätte ich mir auch noch gewünscht.
Referenzen
Als ultimative Referenz sei das Buch von Hans-Peter Lohmann aus dem Motorbuch-Verlag empfohlen. In diesem Buch findet sich Geschichte und Technik eindrucksvoll präsentiert. Ansonsten gibt es zahlreiche Abbildungen im Internet, die helfen, den Luchs realistisch zu bauen.
Zusammenfassung
Ohne Zweifel kann man sagen, das TAKOM mit seiner Neuerscheinung den bisher verfügbaren Bausatz des Luchses in den Schatten gestellt hat. Die Möglichkeit zum Bau von zwei unterschiedlichen Varianten, A1 oder A2, ist sehr erfreulich. Auch die Möglichkeit der unterschiedlichen Bereifung dürfte das Modellbauer-Herz erfreuen. Alle Teile sind nach meiner Ansicht sehr gut recherchiert und gekonnt produziert. Die Anzahl der Teile hält sich noch im Rahmen, jedoch ist aufgrund des komplexen Fahrwerks eine gewisse Modellbau-Erfahrung wünschenswert. Ein Anfänger wird sich hier sicher schwer tun. Unweigerlich wird der Bau nicht zuletzt aufgrund der vorhandenen Detaillierung ein Schmuckstück in jeder Vitrine werden
+ klasse detailliert
+ stimmige Dimensionen
+ alternative Varianten möglich
+ gute Kombination an Ätzteilen und Zubehör
Fazit
Der Bausatz von TAKOM weiß auf ganzer Linie zu gefallen. Korrekte Wanne und überzeugende Details kennzeichnen diesen schönen neuen Bausatz, dessen Preis zwar im oberen Segment liegt aber durchaus gerechtfertigt ist. Mich hat der Bausatz überzeugt und erhält daher meine klare Empfehlung.
Modelldaten
Hersteller: Takom – http://www. www.takom-world.com
Maßstab: 1:35
Art. Nr. : 2017
Preis : 52,- EUR
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an TAKOM für die freundlichen Bereitstellung des Bausatzes.