In 2015, dem Jahr des 50. Jubiläums der Leopard Produktion, hatte uns Revell einen frühen Leopard der Produktions-Reihen 3 – 4 als Bausatz im Maßstab 1:35 präsentiert. Aufbauend auf diesen Bausatz präsentiert uns nun Revell den Leopard A1 – die erste Kampfwertsteigerung der frühen Leoparden. Wurde der erste Bausatz mit gemischten Gefühlen betrachtet so schauen wir uns den Nachfolger mal genauer an.
Inhaltsverzeichnis
Das Original
Die neu gegründete Bundeswehr erhielt ab 1956 als Erstausstattung US-Panzer vom Typ M47, die bereits bei ihrer Einführung als veraltet galten. Schon ein Jahr darauf schlossen Frankreich und die Bundesregierung ein Abkommen, gemeinsam einen neuen Standardkampfpanzer zu entwickeln. Er sollte maximal 30 Tonnen wiegen, mittelstark gepanzert und mit einem Leistungsgewicht von 30 PS pro Tonne stark motorisiert sein.
Bereits im Jahr 1956 begann die Entwicklung des Kampfpanzer Leopard. Dieser wurde nach einem Entwurf von Porsche, welcher als Gewinner der Ausschreibung 1963 mit dem Modell Typ 714 hervorging, ab dem Jahre 1964 hergestellt. An der Entwicklung des Leopard waren neben Porsche im Panzerbau erfahrene deutsche Konzerne beteiligt, darunter Rheinmetall und führend Krauss-Maffei. Nach 28 Prototypen und einer 0-Serie von 50 Fahrzeugen lief im September 1965 endgültig die Serienproduktion des nun Leopard getauften Kampfpanzers an.
30 Tonnen Gewicht, 70 Stundenkilometer Tempo, 625 Kilometer Reichweite und die Fähigkeit, 60 Prozent Steigung zu überwinden – das waren die beindruckenden äußeren Werte des Leopard. Als Bewaffnung wurde die britische 105mm Kanone L 7 A3 verbaut.
In all den Jahren wurden etliche Veränderungen am Leopard ausgeführt. Die erste große Kampfwertsteigerung erfolgte aber unter der Bezeichnung A1. Hier die wesentlichen Änderungen:
– Einbau der WSA 1 (Waffenstabilisierungsanlage 1) für eine schnellere Zielauffassung aus der Bewegung und des Kampfes während der Fahrt.
-Anbringung der RSH 1 (Rohrschutzhülle 1) um äußere Temperatureinflüsse auf das Rohr der Waffe zu minimieren und den daraus resultierenden Verzug zu verhindern.
-Anbringung der Aufklappbaren Panzerschürzen an der Wanne, als Schutz gegen Hohlladungsgeschosse aus le. Panzerabwehrhandwaffen.
-Einführung der neuen Gleiskette mit der Bezeichnung D 640 A. Diese neue Gleiskette ermöglicht es, mitgeführte Eisgreifer gegen die Kettenpolster auszutauschen und dadurch bei schweren Bodenverhältnissen den Ketten etwas mehr Bodenhaftung zu verschaffen.
Insgesamt 4744 Kampfpanzer Leopard wurden hergestellt, die unter bei vielen europäischen NATO Staaten ebenfalls eingeführt wurden. Zu den Nutzen zählten unter anderem Belgien, die Niederlande, Norwegen, Italien, Dänemark, Italien, Kanada, Australien,Griechenland und die Türkei. Erst mit Einführung des Leopard 2 Programmes wurde die Bezeichnung für den Leopard auf Leopard 1 erweitert. Somit führten dann alle frühen Leoparden die Bezeichnung Leopard 1.
Der Bausatz in der Übersicht
Der Bausatz des Leopard 1 A1 von Revell im Maßstab 1:35, Artikelnummer 03258, kommt im revell-bekannten Schüttelkarton daher. Der Karton im ansprechenden Design beinhaltet die in Plastiktüten verpackte Spritzlinge aus hellgrauem Polystyrol und schwarzem Vinyl sowie eine farbige Bauanleitung.
Hier die Spritzlinge im Überblick:
Auf dem Karton die Level-Angabe von Revell – hier Level 4. Mit diesen Level kennzeichnet Revell den Schwierigkeitsgrad des Bausatzes. Hier die Level in der Übersicht:
Leider stellt sich mir hier bei den angegebenen 233 Bauteilen, warum es dann nicht Level 5 ist. Ist aber auch egal.
Die Bauanleitung
Die im DIN-A4-Format und farbige Bauanleitung im aktuellen 3D-Design kommt mit 17 Seiten daher. Darin enthalten 2 Seiten mit Bemal- und Markierungshinweisen. Beginnend mit der Bauteil- und Gussast-Übersicht führt die Anleitung in 60 Baustufen zum Ziel. Insgesamt ist diese übersichtlich und leicht verständlich.
Decals
Die vermutlich bei Cartograph in Italien im Siebdruckverfahren gedruckten Decals sind sauber gedruckt. Die Farben sind kräftig und ein Druckversatz ist nicht zu erkennen.
Mit den Decals erhält man Markierungen für die Erstellung der folgende Varianten des Leopard:
- Leopard 1A1 (2. Baulos), Bundeswehr, PzBtl 24, Braunschweig, 1975/1976
- Leopard 1A1 (3. Baulos), Bundeswehr, PzBtl 110 / 202, Hemer, 1975
- Leopard 1A1, Royal Norwegian Army, 1988
Neben den bereits fertigen Kennzeichen für die o.g. Fahrzeuge liegen noch 2 Kennzeichen zur Gestaltung mit Wunschnummer bei.
Fotoätzteile
Fotoätzteile liegen dem Bausatz keine bei. Lediglich ein Stück Draht für die Darstellung von Antennen liefert Revell mit. Die Nutzung dessen sei jedem selbst überlassen. Der Zubehömarkt bietet hier bessere Alternativen.
Die Bauteile
Laut Packung sind insgesamt 233 Bauteile im Bausatz enthalten. Diese teilen sich auf 8 Gussäste aus hellgrauem Polystyrol, einem Gussast aus Vinyl sowie 2 einzelne Vinylketten auf. Wie bereits erwähnt basiert der Bausatz auf dem Leopard 1 Bausatz mit der Artikelnummer 03240 aus dem Jahre 2015. Dies zeigt sich auch an den Bauteilen. So sind z.B. die Spritzlinge B, C, D, E, F, H, I mit diesem identisch. Der Spritzling A wurde überarbeitet und der Spritzling M ist neu. Neu ist auch der Spritzling aus Vinyl sowie die Kette aus gleichem Material.
Schauen wir uns die Teile mal näher an:
Fahrwerk
Die Bauteile für das Fahrwerk sind über mehrere Spritzlinge verteilt. Hierbei handelt es sich überwiegend um die gleichen Bauteile wie bei dem vorherigen Leopard Bausatz von Revell. Grundsätzlich nicht schlecht, gibt es hier auch die gleichen Schwächen. Die Abmessungen der Laufrollen sind nicht ganz stimmig und die Details lassen auch zu wünschen übrig.
Die Antriebszahnkränze sind ebenfalls nicht ganz korrekt. Enthalten sind welche mit 15 Schrauben, wobei beim A1 zumeist welche mit 8 zum Einsatz kamen. Dennoch ist der Detaillierung im groben und ganzen nicht schlecht.
Die Stoßdämpfer und Schwingarme sind als kombiniertes Bauteil ausgebildet. Erleichtert zwar den Bau, führt aber unweigerlich zu weniger Details.
Die Tragrollen sind gelungen.
Die korrekten D640 Ketten, welche beim Leopard A1 erstmalig eingesetzt wurden, sind aus Vinyl. Grundsätzlich gut detailliert zeigen sich doch sehr unschöne Auswerfermarken auf der Innenseite.
Ob Vinyl noch zeitgemäß ist, da lässt sich drüber streiten. Ich für meine Teil würde hier die preiswerte Einzelgliederkette von MENG vorziehen, welche hier verwendbar ist.
Wanne
Der Kern der Unterwanne soll aus vier Bauteilen zusammengesetzt werden. Diese sind er Boden, die Seiten und das Heckteil. Eine komplette Unterwanne wäre mir lieber gewesen. Auch diese Bauteile entsprechen dem Vorgängermodell. Die Details sind auch hier ausreichend.
Die ab diesem Baulos eingeführten seitlichen Kettenblenden sind ebenfalls im Bausatz enthalten. Die Struktur ist gelungen. An die von MENG reicht sie aber leider nicht heran.
Die Oberwanne dagegen besteht aus einem großen Bauteil. Hier überzeugt Revell mit schönen Details bei den Lüftern oder auch bei der angebrachten Antirutschbeschichtung. Korrekt wiedergegeben sind auch die vorderen Kettenblenden, welche aufgrund des erstmaligen Einsatzes der seitlichen Kettenblenden verändert wurden. Gut gemacht. Aber kein Licht ohne Schatten: Es fehlen überwiegend die markanten Schweißnähte.
Beim Heck muss man aufpassen. Hier das das Bauteil mit der eckigen Box für die Aussensprechanlage zu verwenden. Das zweite mitgelieferte Heckbauteil ist obsolet.
Die Abgasgrätings können überzeugen. Sie sind schön detailliert und passend. Aber auch hier: Bitte die richtigen verwenden!
Die zugehörigen Werkzeuge überzeugen in der Darstellung. Auch die erstmalig aufgrund der geänderten Kette vorhanden Schneegreifer sind gelungen. Zu Bedenken ist, das nicht alle Nationen diese verbaut hatten. Hier ist also Referenzstudium gefragt.
Nicht überzeugen können die Abschleppseile aus Vinyl. Leider haben die auch noch die Halter angegossen. Also mein Tip: Unbedingt durch welche aus Kupferdrahtseil ersetzen!
Turm und Bewaffnung
Der Grundturm besteht aus dem Ober- und dem Unterteil. Die Gußstruktur auf dem Oberteil des Turmes ist Revell sehr gut gelungen. Vielleicht kann man die Struktur während des Bau’s mit Schmirgelvlies noch etwas zurücknehmen um einen noch realistischeren Eindruck zu gewinnen.
Auch die Anbauteile wie Haltegriffe, Lukenringe und -deckel sowie die Gepäckkörbe sind von angemessener Detailtiefe. Nur die angegossene Feder, welche etwas lieblos gestaltet ist, fällt ins Auge. Leider gibt es keine Klarsichtteile, so sind denn auch die Winkelspiegel angegossen. Die Form erscheint mir nicht ganz stimmig und zu dick. Für mehr Realismus sollten diese etwas verschliffen werden. Wie leider mittlerweile bei jedem Bausatz gibt es auch keine Kettchen für die Mehrfachwurfanlage.
Auch die Bauteile der Bewaffnung können überzeugen. Blende, Blendenabdeckung sind schön strukturiert. Die Form der Laserentfernungsmesser ist stimmig.
Das Rohr der 105mm Hauptwaffe besteht leider aus zwei Bauteilen. Somit ist also Spachteln und Verschleifen vorprogrammiert. Insgesamt ist diese etwas einfach gehalten. Aber auch hier gibt es reichlich Alternativen im Zubehörhandel. Beim MG hat man den Eindruck als wären die Details etwas verschwommen.
Referenzen
Als Referenz ist die Ausgabe 1 der Leopard 1 Trilogy – Prototype to Production- von Michael Shackleton als auch die Ausgabe 5013 der Militärfahrzeug Special: Kampfpanzer Leopard 1 in der Bundeswehr – Frühe Jahre aus dem Tankograd Publishing Verlag zu empfehlen. Das ein oder andere passende Foto findet sich wie immer auf den einschlägigen Seiten im Internet.
Zusammenfassung
Schön, das Revell hier die erste kampfwertgesteigert Variante des Leopard produziert hat. Besteht dieser größtenteils aus den Bauteilen des im Jahre 2015 veröffenltichen Bausatzes des frühen Leoparden, so bringt er natürlich auch all dessen Schwächen mit. Hierfür hält der Zubehörmarkt genügend Alternativen bereit. Die Änderungen des Leopard A1 wurden schön und detailliert umgesetzt. Man kann hier schon eine gute Detaillierungs-Qualität bescheinigen, wenn diese auch nicht an die Bausätze von TAKOM oder MENG heranreicht. Für das Preis-Leistungs-Segment in dem der Bausatz angesiedelt ist finde ich ihn absolut gelungen. Ein unkomplizierter Bausatz der Bauspaß verspricht.
Fazit
Insgesamt ein gut gemachter Bausatz mit vielen schönen Details aber auch unübersehbaren Schwächen. Qualitativ steht der Bausatz hinter den Bausätzen von MENG oder auch TAKOM. Preis und Leistung sind hier dennoch absolut stimmig! Für den Anfänger perfekt und den Erfahrenen ausbaufähig. Ich mag diesen Bausatz und meine Empfehlung hat er!
Produktinformation
Artikelbezeichnung : Leopard 1A1
Art. Nr. : 03258 |
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Bausatzhistorie