Neben dem Bergepanzer 2 und dem Büffel ist nun bei Perfect Scale auch die „zivil aufbereitete“ Version des Bergepanzer 2 – der Wisent 1 – erhältlich. Bereits im Preview hier vorgestellt befindet sich der Wisent 1 von Perfect Scale Modellbau nun in der Auslieferung. Der Bausatz des auf dem Bergepanzer 2 basierenden Fahrzeuges machte zuvor schon einen guten Eindruck. Schauen mir nun mal etwas genauer hin.
Inhaltsverzeichnis
Das Original
Der Wisent 1 ARV oder der Bergepanzer Wisent wurde von dem deutschen Privat-Unternehmen FLENSBURGER FAHRZEUGBAU GESELLSCHAFT MBH (FFG) aus Flensburg entwickelt und produziert. Als Basis für den Wisent 1 dient der deutsche Bergepanzer 2 auf Leopard 1 Fahrgestell.
FFG stattet das Fahrzeug mit einer modernisierten, handelsüblichen Hydraulikanlage und einem auf 960 PS gesteigerten Triebwerk, MTU MB 838 Ca M500, aus. Der ballistische Schutz gemäß NATO STANAG 4569 Level 5 sowie Level 3 schützt die Besatzung gegen Minen und rüstet das Fahrzeug so für den Einsatz in Krisengebieten. Mit modularen Zusatzpanzerungen ist eine unabhänige Sicherheitskonfiguration erreichbar. Ob mit einer Waffenstation mit 12,7-mm-Maschinengewehr, einem Hitze reflektierenden Tarnnetz oder weiteren optional verfügbaren Systemen – der Wisent überzeugt durch Modularität, Mobilität und hohes Schutzniveau. Damit ist er ein perfekter Begleiter der Kampffahrzeuge im Einsatz.
Er war vor allem für den Export gedacht und ist in Dänemark in der Nutzung.
Der Bausatz in der Übersicht
Der Bausatz des Wisent mit der Artikelnummer 35151 von Perfect Scale Modellbau wird in dem bekannten stabilen, weißen Karton mit Deckelbild geliefert. Die Abmessungen sind nicht gerade klein und darin befinden sich 4 prall gefüllte Druckverschlussbeutel mit Bauteilen, eine Fotoätzteilplatine sowie die Bauanleitung. Dazu kommt ein kleiner Decalbogen und Kupferdrahtseil. Alles ist von Luftpolsterfolie und Verpackungschips umgeben. Bauteile bietet der Kit also schon mal genug.
Die Bauanleitung
Die 10 Seiten umfassende Bauanleitung im A4-Format ist beidseitig bedruckt. Sie beginnt mit den allgemeinen Warnhinweisen zum Umgang mit Resin und Kleber in Englisch und Deutsch, die Teile-Liste und den Hinweis den Inhalt direkt zu überprüfen und bei fehlenden oder beschädigten Teilen sich für Ersatz direkt mit PSM in Verbindung zu setzen. Bei meinem Bausatz sind nach erster Prüfung alle Bauteile vorhanden und nur wenige beschädigt.
Danach folgen die Anweisungen für den Zusammenbau in Form einer Fotodokumentation. Hier zeigen die Fotos die Positionierung der Bauteile und entsprechende Hinweise sorgen für Klarheit. Farbige Markierungen und Zeichnungen ergänzen die Fotos an entsprechender Stelle. Sämtlicher Text in den Anweisungen ist in Deutsch und Englisch verfügbar. Die Anweisungen sind bis auf wenige Ausnahmen klar und auch die Fotos sollten den Zusammenbau für einen erfahrenen Modellbauer ermöglichen. Leider fehlt die Anleitung für den Zusammenbau des Räumschildes komplett.
Decals
Der kleine mitgelieferte Decalbogen enthält alle notwendigen Markierungen für den Wisent. Dabei handelt es sich um die Kennzeichen, Gewichtsangaben (MLC) sowie Typ- und Hinweisschilder. Die Decals sind im Siebdruck entstanden und haben deshalb keine durchgehende Trägerfolie, die ein randnahes Ausschneiden bedingen würde. Der Druck ist scharkantig und die Farben satt.
Fotoätzteile und Kupferdrahtseile
Die enthaltene Fotoätzteilplatine ist recht groß dimensioniert. Sie enthält die kleinen, feinen Details wie Halter, Abdeckungen, Kettchen, Griffe und Gitter. Dazu kommen die Schmutzfänger und jede Menge Details für die Heckkonsole des Wisent. Die Ätzteile machen einen guten Eindruck und auch die Ätzung ist einwandfrei. Die Menge der Ätzteile ist der Detailtiefe des Bausatzes geschuldet und zweckmäßig. Dennoch erlauben Sie keinen schnellen Bau. ein gesundes Maß an Erfahrung beim Umgang mit Fotoätzteilen.
Für die Abschleppseile liegt ein ca. 30cm langes, ca. 0,8mm dickes, schön verdrilltes Kupferseil bei. Für das Kranseil des Auslegers enthält der Bausätz ein ca. 60 cm langes und ca. 0,6mm dickes ebenfalls verdrilltes Drahtseil.
Die Bauteile
Wie bereits erwähnt bietet der Multi-Media-Bausatz des Wisent nicht gerade wenig Bauteile. Nachdem ich alle ausgepackt hatte zeigte sich eigentlich die wahre Menge. Bei über 300 ! Resinteilen habe ich aufgehört zu zählen und dazu kommen noch die Bauteile der Ätzteilplatine. Hauptsächlich ist die Anzahl den vielen Einzelteilen des Fahrwerkes geschuldet. Dennoch sehr eindrucksvoll! Schließlich wollen diese auch alle verbaut werden.
Schauen mir uns die Bauteile mal näher an. In Baugruppen aufgeteilt sind dies die Bauteile für Wanne und Fahrwerk, Oberwanne und Aufbauten mit Kranausleger. Beginnen wir mit der Wanne und dem Fahrwerk.
Die Wanne, ich tippe hier auf Italeri als Basis, ist aus einem massiven Bauteil gefertigt. Dieses enthält nur noch am Heck entsprechende Angüsse welche entfernt werden müssen. An der Front sind die Ausschnitte zur Befestigung des Räumschildes enthalten. Seitlich die Aufnahmen für Schwingarme und Umlenkrollen sowie Triebrad und Antriebszahnkranz. Der Guss ist scharfkantig und einwandfrei. Die Details stimmig.
Das Heck der Wanne ist separat ausgeführt und kommt als eigenes, gesockeltes Bauteil daher. Darauf befinden sich bereits die Heckleuchten und die Werkzeugkiste. Auch hier gibt der Guss und die Details keinen Grund zur Kritik.
Das Fahrwerk des Wisent besteht aus reichlich Einzelteilen, welche auf Sockeln daherkommen. Dieses sind die Schwingarme, die Stoßdämpfer, die Anschläge, Laufrollen, Umlenkrollen, Antriebszahnkränze und die Ketten. Die Laufrollen zeigen nicht die besten Details, gerade die Rückseite lässt Wünsche offen. Wer es detaillierter mag möge sich das Zubehör von Leopard Workshop anschauen.
Die Ketten des Wisent bestehen hier aus zwei Segmenten und Einzelgliedern. Die größeren Segmente sind laut Bauanleitung entsprechend anzuschneiden und zu verbiegen. Die Einzelglieder sind um Leitrad und Antriebszahnkranz zu verkleben. Erinnert mich irgendwie an die Kettenkonstruktion der 1:72 Leopard-Modelle von Revell. Leider waren einige der Einzelglieder bei mir beschädigt. Aber PSM liefert hier deshalb schon mehr aus als benötigt werden. Ich denke ich werde mir diese Segmentbauweise vermutlich nicht antun und lieber auf die Einzelgiederkette von MENG für mittlerweile kleines Geld ausweichen.
Es bleibt festzuhalten, das auch hier der Guss einwandfrei ist und die Details überzeugen.
Das markante Räumschild an der Front des Wisent wird aus mehreren Bauteilen zusammengesetzt. Leider hat PSM die Beschreibung zum Zusammenbau in der Anleitung vergessen. Hier ist also Bauteilsuche und Referenzstudium angesagt. Schade. Die Bauteile selbst zeigen auch hier einen hervorragenden Guss und eine schöne Detaillierung.
Weiter geht es mit der Oberwanne. Auch diese kommt als mächtiges, einteiliges Bauteil daher. Scharkantiger Guss, weder Verzug noch Beschädigungen lassen sich erkennen. Lediglich etwas Fischhaut im Bereich der Luken ist zu finden, was aber hier völlig normal ist. Die Details der Zusatzpanzerung, was den augenscheinlichsten Unterschied zur Urversion des Bergepanzer ausmacht, sind sehr gelungen. Ein erstes Trockenpassen von Ober- und Unterwanne zeigt eine gute Passgenauigkeit. PSM hat hier gute Arbeit geleistet.
Im Heck gilt es den von Italeri bekannten Lüfter zu verbauen und an den Seiten optional die Kettenschürzen. Diese sind ebenfalls mit feinen Details versehen. Schmutzfänger und zahlreiche Details wie z.B. Griffe und Gitter sind als PE-Teile zu verbauen. Sehr gelungen!
Die markanten Aufbauten des Wisent, wie zusätzliche Staufächer an den Seiten und auf der Oberwanne sind ebenfalls vorhanden. Auch hier überzeugt die Detailtiefe und der Guss auf ganzer Linie. Allein die Heckkonsole ist fantastisch gelungen. Hier hat PSM durch passende PE-Teile in Kombination mit den Resinteilen an Details nicht gegeizt – ein wahres Kunstwerk.
Den Kranausleger des Wisent-Bausatzes kann man getrost schon als Bausatz im Bausatz bezeichnen. Dieser besteht im Bausatz aus ca. 20+ Bauteilen die sich aus Resin, Fotoätzteilen und Kupferdrahtseil zusammensetzen. Auch hier konnte ich auf den ersten Blick weder Verzug noch Auffälligkeiten beim Guss feststellen. Die Dimensionen sind schlüssig und die Details an den Hydraulikzylindern, Seilrollen, Hebegeschirr und Ausleger selbst sind sehr gut. Der gesamte Ausleger lässt sich beweglich montieren. Aufpassen muss man nur bei der Montage des Hebeseiles in die Seilrollen. Neben vielen Kleinteilen wartet hier die Herausforderung beim Verlegen des Kranseiles, welches als 0,6mm Kupferdrahtseil mitgeliefert wird. Ich denke hier ist Geduld gefordert.
Damit sich das Gesamtbild des wuchtigen Wisent fügt, kommen nun noch zahlreiche Kleinbauteile zum Einsatz. Seien es die Scheinwerfer, Luken oder auch die T-Zughaken, die Zusatzwinde am Wannenbug oder auch die Kameras – an alles wurde gedacht. Die an der Wannenfront angebrachte Bergewinde kann offen oder geschlossen dargestellt werden. Es fehlt an nichts, was mein erstes Referenzstudium ergeben hat. Die vielen gesockelten Bauteile machen einen klasse Eindruck. Scharfer Guss und keine erkennbaren Fehler – so muss es sein!
Alternativ kann der Wisent mit einer Waffenstation bestückt werden. Diese besteht aus der Station selbst, welche sich aus Resinbauteilen und PE-Teilen zusammensetzt und dem MAG. Auch hier überzeugen die Details und die Ausführung auf ganzer Linie.
Bleibt noch zu erwähnen, das am Heck des Wisent sich die Möglichkeit bietet die Schnellberge-Einrichtung in „Bereitschafts-Haltung“ zu verbauen. Dazu gibt es die nötigen Aufhängungen, Halter und Ketten. Auch hier wurde an jedes Detail gedacht und die Bauteile selbst überzeugen vollständig. Den laut Bauanleitung notwendigen Faden muss der Modellbauer selbst beisteuern.
Referenzen
Neben der Produktbroschüre von FFG gibt es noch vereinzelt Bilder im Internet. Eine recht gute Sammlung ist unter den Spotlights auf der Seite von Leopard Club zu finden. Literatur konnte ich leider keine ermitteln. Somit gestaltet sich die Nutzung von Referenzen als recht schwierig.
Aktuell hat Dio-Factory nun eine Walk-Around-DVD angekündigt, welche in Kürze erhältlich sein wird. Enthalten sind zahlreiche, gewohnt qualitativ hochwertige Bilder, womit sich sich die Lücke an fehlenden Referenzen zum Wisent 1 ARV sicherlich schließt.
Zusammenfassung
Der Wisent 1 produziert von Perfect Scale Modellbau ist ein sehr imposantes und auch einzigartiges Modell. Für den Liebhaber modernen Militärgerätes, oder den „Leo-Freund“ ist es die einzige Alternative, da es ein Spritzgussmodell vermutlich nie geben wird. Die Detailtreue und der scharfkantige und durchweg hervorragende Guss sind besonders hervorzuheben. Die Auswahl und Kombination von Decals, Kupferdrahtseil, Resin und Fotoätzteilen ist zweckmäßig und gut gewählt, ermöglicht sie schließlich die entsprechende Detailtiefe. Der recht hohe Preis findet in der Ausführung seine Rechtfertigung.
Bleibt noch zu erwähnen, dass ein solcher Bausatz nicht aus der Schachtel einfach so zusammenfällt. Referenz-Studium und eine erfahrene modellbauerische Fertigkeit sind hier zwingend erforderlich. Nach dem Zusammenbau erhält man dafür aber einen absoluten Eyecatcher in seiner Vitrine.
Im Videoüberblick
Fazit
Der Wisent 1 von Perfect Scale Modellbau ist ein exotisches aber ein absolut imposantes Modell modernen Militärgerätes. Von der Menge der Bauteile erschlagen, zeigt PSM hier erneut sein hohes Niveau von Guss, Detailtreue und Paßgenauigkeit eines Multimedia-Bausatzes. Ein Spitzenmodell, welches meine uneingeschränkte Empfehlung erhält!
Produktinformation
Artikelbezeichnung : Wisent 1 ARV
Art. Nr. : 35151 |
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Bausatzhistorie
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Perfect Scale Modellbau für die freundliche Bereitstellung des Besprechungsmusters.