War der „Mog“ – also der Unimog S 404 – bisher nur in der Kleinserie zu erhalten, so hat der ukrainische Hersteller ICM nun eine Version im Spritzguss aufgelegt. Der S404 ist ein Klassiker und deshalb werfen wir mal neugierig einen detaillierten Blick auf den Bausatz in Spritzguss.
Inhaltsverzeichnis
Das Original
Im August 1948 wurde in Frankfurt am Main auf einer Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft der erste Unimog (Universal-Motorgerät) präsentiert. Die Weiterentwicklung, der Unimog 404, auch als Unimog S und Unimog 404 S bezeichnet, wurde 1955 bis 1980 von Daimler-Benz im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau gebaut. Viele der typischen Kennzeichen des Ur-Unimog sind beim Unimog 404 und bis in die heutige Zeit erhalten geblieben: vier gleich große Räder, Allradantrieb mit Differenzialsperren, Portalachsen, Zapfwellen vorn und hinten sowie eine kleine Pritsche für den Transport von Lasten und Geräten. Der Unimog 404 hatte eine Nutzlast von 1500kg – die auch für seinen umgänglichen Namen, der „1,5-Tonner“ verantwortlich ist.
Nach zwei Prototypen bekam die französische Armee im Jahre 1954 dann auch gleich ein erstes großes Kontingent von insgesamt 1.100 Fahrzeugen, die das Werk Gaggenau ab Mai 1955 lieferte. Der Unimog S trat nun für die militärische Nutzung bei vielen anderen Ländern in den Fokus. Die Nutzung des Unimog S im Rahmen der Wiederbewaffnung im Jahre 1956 der Bundesrepublik half hier ebenfalls mit. Die in diesem Jahr gegründete Bundeswehr sollte von den insgesamt 64.242 gebauten Einheiten des neuen Typs S alias Unimog 404 (die Produktion lief bis 1980) immerhin rund 36.000 Stück abnehmen. Grundlegend unterschied sich der Unimog S von seiner landwirtschaftlich orientierten Verwandtschaft mit Behelfspritsche durch seine ausgewachsene, 2.700 Millimeter lange und 2.000 Millimeter breite Ladefläche, die in der Serie dann auf einem Chassis von 1.630 Millimetern Spurbreite und anfangs 2.670, ab 1956 dann 2.900 Millimeter Radstand fußte.
Angetrieben wurde der Unimog S mit einem wassergekühlten Ottomotor des Typs M 180 II-U mit einem Hubraum von 2195 cm³. Er ist mit einem Geländevergaser Typ Zenith 32 NDIX ausgerüstet und überträgt die Antriebskraft über eine Einscheibentrockenkupplung des Typs Fichtel & Sachs K 16 Z auf ein vollsynchronisiertes Daimler-Benz-Sechsganggetriebe mit zwei zusätzlichen Rückwärtsgängen.
Den 404 gibt es sowohl mit geschlossener zweitüriger Kabine als auch als zweitüriges Cabrio-Fahrzeug mit abnehmbaren Verdeck. Als Aufbauten kamen die klassische Pritsche als auch eine Koffervariante in Nutzung. Dazu wurden zahlreiche Spezialfahrzeuge auf Unimog-404-Fahrgestell, wie z. B. Feuerwehr-, Kommunal- oder auch Flugfeldfahrzeuge und viele mehr realisiert.
Der Bausatz in der Übersicht
Mit fein gestalteter Box-Art kommt der Bausatz mit der Artikelnummer 35135 von ICM daher. Beim Karton handelt es sich für ICM üblich um einen Klappkarton, der zusätzlich mit einem Stülp-Deckel versehen ist. Darin befinden sich fein säuberlich in Folie eingeschweißt die Bauteile aus hellgrauem Kunststoff, Reifen aus Vinyl, Decals sowie die Bauanleitung.
Die Bauanleitung
Die farbige, 24-seitige Anleitung im DIN-A4-Format beinhaltet neben Informationen in Englisch zum Fahrzeug eine Übersicht über nutzbare Farben von ICM, Revell und Tamiya. Es folgt die Bauteilübersicht. In 103 Baustufen führen Explosionszeichnungen klar und übersichtlich durch den Bau. Am Ende enthält sie 4 Seiten mit Vier-Seiten-Ansichten für Farbgebung des Fahrzeuges abgestimmt auf die Decal-Varianten des Bausatzes.
Vorbildlich ist auch, dass die Bauanleitung auf der Webseite von ICM als PDF HIER downgeloadet werden kann. Und wem das nicht reicht, der kann sich den Zusammenbau per Video-Instruction auf Youtube anschauen.
Decals
Der mitgelieferte im Siebdruck entstandene Decalbogen enthält die notwendigen Markierungen für vier darstellbare Varianten des Unimog S404. Dazu zählen die taktischen Zeichen, die Kennzeichnungen der MLC-Klasse sowie unterschiedliche Kennzeichen. Weiterhin Instrumente und Decals für die Beleuchtung. Darstellbar sind laut ICM folgende Varianten:
- Bundeswehr, Oberbayern, 1970er Jahre in Gelboliv
- Bundesluftwaffe, Jagdgeschwader 74, Neuburg an der Donau, 1970 in Gelboliv
- Artillerieregiment 5, Idar-Oberstein, 1970er Jahre in Gelboliv
- Panzerbataillon 363, Külsheim, 1980er Jahre in NATO Dreifarbtarn
Die Bauteile
Auf insgesamt 6 hellgrauen sowie einem transparentem Gussast aus brandneuen Formens kommen die Bauteile des Unimogs von ICM daher. Dazu gibt es noch Reifen aus Vinyl. Fotoätzteile sind leider keine zu finden.
Auf den ersten Blick machen die Bauteile einen sehr guten Eindruck. Auswerfermarken wurden überwiegend an nicht sichtbaren Stellen angebracht und leichte Fischhaut ist zu erkennen. Vorsicht ist beim Bau mit dem von ICM bekannten weichen Kunststoff gerade beim Schneiden oder Feilen geboten.
Schauen wir uns die einzelnen Spritzlinge mal näher an.
Spritzling A
Auf diesem Spritzling befinden sich Bauteile für den Rahmen, die Achsen sowie Motor und Fahrerkabine.
Die Rahmenteile wissen zu gefallen. Das Ausrichten des Rahmens erfordert dennoch ein präzises und vorsichtiges Anpassen sowie Verkleben.
Das Oberteil des Kabinen-Verdecks ist in seinen Dimensionen nicht schlecht, lässt aber einen detaillierten Faltenwurf bzw. Struktur vermissen. Schließlich war es im Original aus Planenstoff. Schade.
Die Seitenteile der aus mehreren Bauteilen bestehenden Fahrerkabine sind fein gemacht. Die Kühlrippen und Türscharniere sind gut dargestellt.
Überzeugen können auch die Bauteile für den Motor und das Getriebe des Unimog. Fast ein Bausatz im Bausatz sind diese gut gemacht. Da auch die Haube offen darstellbar ist, könnte dies ein Hingucker werden. Aber auch für weitere Detaillierungen bieten dieser noch Luft.
Weiter geht es mit dem nächsten Spritzling.
Spritzling B
Hier sind hauptsächlich die Bauteile für die Fahrerkabine zu finden. Dazu noch Achsteile und Anbauteile.
Die Bauteil der Front des Unimog sieht toll aus. Kühlergrill und Scheinwerfer sind gut gemacht. Im Scheinwerfer wurde sogar an die Birne gedacht.
Die Abgasanlage besteht aus einem Bauteil. Hier sollte man das Aufbohren nicht vergessen.
Der Boden der Fahrerkabine mit seinen markanten Verstärkungs-Rippen weiss zu gefallen.
Die Gehäuse der Achsen sind schön detailliert dargestellt und stimmig.
Der enthaltene Kanister ist verbesserungswürdig, da er nicht dem BW Einheitskanister entspricht. Armaturenbrett, Kotflügel und Motortunnel überzeugen.
Betrachten wir den nächsten Spritzling.
Spritzling C
Auf diesem Gussast sind die Bauteile für die Pritsche zu finden. Diese ist mehrteilig ausgeführt und besteht aus Boden sowie Seitenteilen. Verstärkungsprägungen im Blech und die schön gemachten Zurrpunkte überzeugen.
Die Bodenfläche hat ein Beplankungs-Muster. Holzstruktur ist nicht vorhanden.
Was mir hier auf der Pritsche leider fehlt, sind Bauteile für die klappbare Sitzbank. Aber diese ist ja bereits heute z.B. bei DOLP als Zubehör erhältlich. Auch Spriegel vermisse ich hier und von der Plane ganz zu schweigen.
Weiter geht’s.
Spritzling D
Hier gibt es nun reichlich Kleinteile. Dazugehören Bauteile für das Fahrwerk, Rahmenteile, Motorteile und Anbauten.
Zum Fahrwerk gehören die Federbeine mit Stoßdämpfern, die hier als zweiteilige Bauteile ausgestaltet sind. Insgesamt ok, hätten die Schraubenfedern etwas detaillierter sein können.
Die Stoßstange ansich stimmig. Leider fehlen hier die Bauteile für die Tarnscheinwerfer und auch die markanten Peilstangen mit Kugeln sind im Bausatz nicht enthalten.
Die Spiegel des Unimog liegen in der frühen und späteren Variante bei. Will heißen Rund oder Eckig.
Das Lenkrad ist ok.
Die Bauteile für den Schutz der vorderen Scheinwerfer sind nach meiner Ansicht etwas dick geraten. Hier wären PE-Teile vielleicht zielführender. Ansonsten sind diese aber stimmig.
Für den Motor gibt es hier noch die fein gemachten Riementriebe.
Die hinteren Lampenträger sind leider etwas zu einfach geraten und lassen Details vermissen.
Die weiteren Bauteile wie z.B Antriebswellen, Lenkstangen, Stabilisatoren sind gut gemacht. Auch die Gestelle für die Sitze sowie Handbremse überzeugen.
Und schon sind wir beim nächsten Spritzling.
Spritzling F1, F2
Auf diesen beiden zusammenhängenden Spritzlingen finden sich die Bauteile der mehrteiligen Felgen sowie die Achschenkel mit Bremstrommeln.
Die Felgen bestehen aus einem Außen- und Innenring. Die Details sind hier leider dürftig. Der markante Aufstiegring z.B. für die vorderen Felgen besitzt keine Oberflächenstruktur sondern ist einfach glatt dargestellt.
Die Ankerplatten mit Bremstrommel dagegen zeigen wieder sehr schöne Details.
Damit die Räder komplett sind, legt ICM hier die Reifen als Vinyl-Bauteile bei. Jeweils zwei Reifen hängen an einem Gussast.
Das Profil ist ok, die Seitenwände leider ohne Hersteller und mit wenig Details. Hier muss wohl der Zubehörmarkt mit Resin-Rädern herhalten.
Kommen wir zum letzten Spritzling.
Spritzling E
Auf diesem transparenten Spritzling sind die Scheiben-Bauteile für die abklappbare Frontscheibe zu finden. Dazu die Scheinwerfer- und Blinkergläser. Seitenscheiben sind leider keine vorhanden.
Die Bauteile sind überwiegend gut gemacht. Die Detailtiefe ist aus meiner Sicht schwankend, was wohl dazu führen wird, dass der Zubehörmarkt hier aktiv werden wird bzw. schon ist. Hier sind z.B. die bereits erhältlichen Zubehörteile von FC-Modeltrend aus Spanien zu erwähnen. Vor allem auf die Figuren für eine Besatzung im 3D-Druck hinzuweisen. Weiterhin können wir schon „Spoilern“, das auch Perfect Scale Modellbau einen Upgradekit mit z.B. Reifen, MLC alt/neu, Zugmaul mit Druckluftanschlüssen, Peilstangen und noch mehr anbieten wird. Zusätzlich ein weiteres Upgrade in Form von Plane und Fahrerhausverdeck plus X. Schauen wir mal.
Referenzen
Als ultimative Referenz ist die von uns bereits HIER vorgestellte Triologie zum Unimog S von Ralf Maile aus dem Tankograd Publishing Verlag zu empfehlen. Ausführlicher geht wohl nicht.
Zusammenfassung
Mit dem Bausatz des Unimog S404 von ICM erhält der Modellbauer einen insgesamt tollen Bausatz aus Spritzguss. Schön gemachte Details wie am Fahrwerk / Antriebsstrang oder auch in der Kabine zu sehen sind sowie ein durchdachter Aufbau zeichnen diesen Bausatz aus. Dennoch gibt es Licht und Schatten. Die Detailtiefe schwankt hier. Sehr ärgerlich ist aus meiner Sicht die fehlende Sitzbank und Plane für die Pritsche. Wenigstens die Spriegel hätte ich mir gewünscht. Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen.
Fazit
Der Unimog S404 von ICM ist ein schön gemachter Bausatz. Der Inhalt überzeugt, die Details leider nicht immer. Dennoch ist er dem Modellbauer mit einem Faible für die frühen Jahre der Bundeswehr aber auch jedem anderen zu empfehlen. Auch out of Box erhält man hier ein feines Modell. Hoffen wir hier mal auf die weiteren angekündigten Varianten wie z.B. mit Kofferaufbau.
Produktinformation
Artikelbezeichnung : Unimog S 404
Art. Nr. : 35135 |
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Bausatzhistorie
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an ICM für die freundliche Bereitstellung des Besprechungsmusters.