Im Dezember war es für die Modellbauer von modernem Gerät die Ankündigung schlechthin: Eine limitierte Auflage des Brückenleger Biber im Maßstab 1:35 von Perfect Scale Modellbau! Nun ist er verfügbar und wird ausgeliefert. Hatte ich bereits die Gelegenheit auf die Werkbank von PSM zu schauen und Preview’s zu veröffentlichen, so freue ich mich mir nun den kompletten Bausatz mal näher anschauen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Das Original
Unter den vielfältigen Varianten der Leopard 1 Familie zählt der Biber zu den imposantesten Fahrzeugen. Mit Einführung des Leopard 1 und der Forderung, das Fahrgestell als Basis zu benutzen, entwickelte die Firma MaK (seit 1992 Rheinmetall Landsysteme) einen Nachfolger für den amerikanischen Brückenleger M48 A2 Armored Vehicle Launched Bridge (AVLB). Insgesamt lieferte MaK in den Jahren 1973 bis 1975 als Generalunternehmer 105 Brückenleger an die Panzerpionierkompanien der Bundeswehr.
Der Biber war das erste gepanzerte Brückenlegefahrzeug, das die Brücke horizontal im freien Vorbau verlegen konnte. Im Gegensatz zu den sonst üblichen verlegen von Scherenbrücken konnte die Entdeckungswahrscheinlichkeit auf größere Entfernung stark verringert werden.
Die Panzerschnellbrücke ist 22 Meter lang, 4 Meter breit, ca. 10 t schwer und kann innerhalb von 2 bis 8 Minuten unter Panzerschutz ausgelegt werden. Damit können Geländeeinschnitte wie Gewässer und Schluchten bis 20 Meter Breite überwunden werden.
Die Besatzung besteht aus zwei Soldaten, dem Fahrer und dem Kommandanten. Der Brückenleger ist unbewaffnet, verfügt aber über eine Nebelmittelwurfanlage.
Neben der deutschen Bundeswehr nutzen die Streitkräfte Australiens, Chiles, Dänemarks, Italiens (64 von OTO-Melara gefertigt), Kanadas, der Niederlande und Polens den Brückenleger. Die Gesamtanzahl beläuft sich auf 145 Fahrzeuge.
Der Bausatz in der Übersicht
In einem nicht gerade kleinen, weißen und stabilen Karton mit Deckelbild kommt der limitierte Bausatz des Brückenlegers Biber von Perfect Scale Modellbau mit der Artikelnummer 35130 daher. Da es sich um einen Umbausatz handelt ist hier ein passender Basisbausatz erforderlich. Laut PSM kann hierzu jeder verfügbare Leopard 1 Bausatz der Hersteller Revell, Italeri oder auch MENG genutzt werden.
Insgesamt gezählte 283 Resinbauteile, zwei PE-Platinen, gedrillter Kupferdraht und die Decals sind Bestandteil des Multimedia-Bausatzes. Die Bauteile, z.T. in Druckverschlussbeuteln, sind innerhalb des Kartons gut verpackt und vor Beschädigung mit Luftpolsterfolie und Verpackungschips geschützt.
Bereits auf den ersten Blick macht der Bausatz einen hervorragenden Eindruck, enthält er doch augenscheinlich alles für den detaillierten Bau des Bibers.
Die Bauanleitung
Die farbige Bauanleitung im A4-Format besteht aus insgesamt 9 Seiten. Sie beginnt mit den allgemeinen Warnhinweisen zum Umgang mit Resin und Kleber in Englisch und Deutsch, die umfangreiche Teile-Liste und den Hinweis den Inhalt direkt zu überprüfen und bei fehlenden oder beschädigten Teilen sich für Ersatz direkt mit PSM in Verbindung zu setzen. Bei meinem Bausatz sind nach erster Prüfung alle Bauteile vorhanden und dank guter Verpackung unbeschädigt.
Danach folgen die Anweisungen für den Zusammenbau in Form von Baustufen-Fotos kombiniert mit den entsprechenden Hinweisen in Deutsch und Englisch. Farbige Markierungen und Zeichnungen ergänzen die Fotos an entsprechender Stelle. Am Ende der Bauanleitung sind Farbfotos eines kompletten Modells als Bemalungshinweise enthalten.
Die Anweisungen sind meist klar. Dennoch muss man bei dem einen oder anderen Bauschritt schon mal genauer hinschauen um die Bauteile korrekt zu positionieren. Grundsätzlich sollte der Zusammenbau nach den Fotos für einen erfahrenen Modellbauer ohne größere Probleme möglich sein.
Decals
Die mitgelieferten zwei Decalbogen, einmal für das Fahrgestell und einmal für die Brücke, sind von guter Druckqualität. Die Farben sind kräftig und die Details gut. Im Siebdruck entstanden, ist ein Ausschneiden der Decals nicht notwendig.
Bereitgestellt werden Gefahrenhinweise, Taktische Zeichen, Eiserne Kreuze und zwei unterschiedliche Kennzeichen. Mit den Decals kann ein Biber entweder der Panzerpionierkompanie 200 oder der Panzerpionierkompanie 300 dargestellt werden.
Fotoätzteile und Kupferkabel
Im Bausatz enthalten sind zwei Ätzteil-Platinen welche eine zweckmäßige Auswahl an Verfeinerungen für den Bau enthält. Hierbei handelt es sich um Griffe, Stützen, Gitter, Abdeckungen sowie feine Ketten, Schlösser und Schmutzfänger. Die meisten der Bauteile sind recht filigran und bedürfen für dessen Verbau sicherlich einem gesunden Maß an Erfahrung beim Umgang mit Fotoätzteilen. Für die Abschleppseile liegt ein ca. 30cm langes, ca. 1mm dickes, schön verdrilltes Kupferseil bei.
Die Bauteile
Die bereits erwähnten 283 Bauteile lassen sich auf die Baugruppen Wanne, Hebe- und Senk-Mechanik und die Brücke verteilen.
Ich beginne mit der Wanne. Die Bauteile für die Wanne umfassen die Wannenfront, das Wannenheck und die Wannenoberseite. Dazu kommt das Stützschild und viele zusätzliche Detail-Bauteile.
Alle Abgüsse zeigen eine hervorragende Qualität und fehlerfreien Guss. Die Details der Bauteile sind stimmig und entsprechen dem Original.
Die Wannenfront, als gesockeltes Bauteil, enthält die Aufnahmen für das Stützschild. Die Ausbuchtungen für die Hubarme des Stützschildes, als auch die Achsaufnahme für den Tragarm des Leitrades sind stimmig, detailliert und originalgetreu.
Das Stützschild, bestehend aus mehreren Bauteilen, zeigt gusstechnisch bedingt etwas Fischhaut welche aber leicht zu entfernen ist. Bestehend aus 6 sehr schön gestalteten Bauteilen. Räumschild, Traverse, Tragarme und Bolzen erlauben auch hier eine bewegliche Darstellung. Auch hier stimmen die Details und die Konstruktion der Bauteile.
Das Wannenheck mit seinen Klappen, Scharnieren und der Beleuchtung ist gut und originalgetreu gemacht und auch hier sind gusstechnisch keine Mängel zu erkennen. Die wenige vorhandene Fischhaut ist schnell entfernbar. Beim Einbau ist Trockenpassen ein klares Muß!
Durch einen angegossenen Ausleger wird sowohl Wannenfront als auch Wannenheck einfach in die Wanne des Originalbausatzes eines Leopard 1 eingeklebt. Die Wanne des Basisbausatzes muss hierzu vorne und hinten abgeschnitten werden. Spachteln ist hier unvermeidbar und nochmals die Empfehlung auf ausgiebiges Trockenpassen zu achten.
Die Wannenoberseite ist besteht aus einem gesockelten Bauteil, das weder Verzug noch Versatz erkennen lässt. Die Besonderheiten des Biber sind hier gut wiedergegeben, sei es die Aufnahme für den Brückenausleger oder auch die markanten Eingänge für die Hydraulikzylinder desgleichen. Kommandantenkuppel mit Winkelspiegel oder auch die vorhanden Werkzeughalterungen sind stimmig und detailliert. Die am Heck befindlichen Abgasgrätings entsprechen dem Original und sind gut wiedergegeben. Die Detaillierung des Motordecks ist entsprechend.
Vervollständigt wird die Wanne mit weiteren gesockelten Bauteilen wie z.B. Luken, Klappen, Spiegel, Antennenfuss, Werkzeuge, Begrenzungsleuchten und Leitkreuz. Auch diese Bauteile sind von einwandfreiem Guss und äußerst detailliert. Der Master-Bauer hat hier an alles gedacht. Vorbildlich.
Weiter geht es mit den Bauteilen für die Hebe- und Senk-Mechanik.
Hierbei bildet der vordere Ausleger das größte Bauteil. Der Hauptarm besteht aus dem Ober- und dem Unterteil, welche gesockelt daherkommen. Die Dimensionen des Brückenauslegers des Biber sind hier gut wiedergegeben, sei es die Aufnahme für die vorderen Rollen oder auch die Aufnahme für die Hydraulikzylinder. Auch die Detailierung lässt keine Wünsche offen. Beide Teile passen perfekt aufeinander und die notwendigen Versäuberungsarbeiten halten sich in Grenzen. Dazu kommt noch die Brückengabel, die gusstechnisch einwandfrei ist aber Versäuberung erfordert. Der prägnante Gepäckkorb ist ebenfalls ein Gussteil, welches mit Gittern aus PE hergestellt wird. Die Grundkonstruktion ist hier extrem filigran und neigt zum Bruch. Also: Aufpassen!
Die hintere Brückenaufnahme, bestehend aus Aufnahme und Schwenkarm, ist ebenfalls sehr gut detailliert und steht dem Original in nichts nach. Der Guss ist einwandfrei und die Konstruktion erlaubt auch hier eine bewegliche Befestigung. Sehr schön.
Neben den großen Bauteilen gehören auch hier noch weitere Bauteile zur Mechanik, welche auf weiteren Sockeln enthalten sind. Dazu zählen Rollen, Spiegel, RKL und Haken um nur einige zu nennen. Insgesamt kann man bei der Mechanik von hervorragend ausgeführten Bauteilen sprechen. Weder Luftblasen noch Ausrisse sind zu erkennen. Eindrucksvoll.
Die Brückenteile des Brückenleger Biber bilden die größten enthaltenen Resinteile. Es sind schon mächtige Bauteile, denen auf den ersten Blick weder Verzug noch Versatz anzusehen ist.
PSM fertigt die Brücke aus mehreren Bauteilen. Fast wie beim Original besteht diese aus Fahrspur, Seitenteile, Traversen und etlichen Kleinteilen. Die Dimensionen sind stimmig. Die Fahrspur enthält die sehr gut dargestellte Anti-Rutschbeschichtung und auch die übrigen Details wie Auffahrt und Außenseite oder auch die Kleinteile wie Federn, Laufräder und Hebel sind sehr schön detailliert. Die an den Seitenteilen der Brücke befindlichen Bolzenreihen für den Vorschub der Brücke durch den Ausleger sind einzeln gesockelt ausgeführt. Auch hier stimmt die Detaillierung, der Guss ist einwandfrei und Mängel kann ich nicht erkennen. Die Paßgenauigkeit der Teile ist ebenfalls gut. Im Großen und Ganzen hat man hier einen Bausatz im Bausatz.
Referenzen
Auch diesmal liefert das Internet sicherlich die eine oder andere Referenz. Gerade die Seiten von Primeportal oder auch Panzer-Modell.de sind hier gute Anlaufstellen. Detaillierte Walkarounds liefert z.B. Dio-Factory auf DVD. An Literatur sei das Buch über den Biber aus dem Trackpad Publishing Verlag zu erwähnen und zu empfehlen, welches voraussichtlich im Juni 2016 erscheinen wird. Einen Preview dazu hatte ich bereits veröffentlicht.
Mitbewerber
Der Vollständigkeithalber möchte ich es nicht unerwähnt lassen, das es neben PSM noch einen zweiten Produzenten des Brückenleger Biber im Maßstab 1:35 gibt. Hierbei handelt es sich um die Fa. Elite Modellbau in Mörs.
Zusammenfassung
Der Bausatz des Brückenleger Biber, produziert von Perfect Scale Modellbau, ist ein sehr imposantes und auch einzigartiges Modell. Die Detailtreue und der scharfkantige und durchweg hervorragende Guss sind besonders hervorzuheben.
Die Auswahl und Kombination von Decals, Kupferdrahtseil, Resin und Fotoätzteilen ist zweckmäßig und gut gewählt, ermöglicht sie schließlich die entsprechende Detailtiefe. Für mich war und ist es ein Wunschmodell und meine Erwartungen wurden jedenfalls übertroffen. Der recht hohe Preis findet in der Ausführung seine Rechtfertigung.
Bleibt noch zu erwähnen, dass ein solcher Bausatz nicht aus der Schachtel einfach so zusammenfällt. Referenz-Studium und eine gewisse modellbauerische Fertigkeit sind hier zwingend erforderlich. Für den Anfänger halte ich diesen Bausatz nicht geeignet. Nach dem Zusammenbau erhält man dafür aber einen absoluten Eyecatcher in seiner Vitrine.
Fazit
Wie bereits in der Preview erkennbar: Ein hervorragender Bausatz! Perfect Scale Modellbau zeigt hier erneut sein hohes Niveau von Guß, Detailtreue und Paßgenauigkeit eines Multimedia-Bausatzes. Ein imposanter Eyecatcher in jeder Vitrine – absolut empfehlenswert.
Produktinformation
Artikelbezeichnung : Brückenleger Biber Art. Nr. : 35130 Maßstab: 1:35 Bausatztyp: Umbausatz Basisbausatz: Gängige Leopard 1 Bausätze (Revell, Italeri, Meng) Material: Resin, Fotoätzteile, Kupferkabel Hersteller: Perfect Scale Modellbau – http://www.perfect-scale.de Preis : 250,- EUR |
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An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Perfect Scale Modellbau für die Bereitstellung des Besprechungsmusters.